Zwei Planeten verschmelzen zum Weihnachtsstern
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Kurz vor Weihnachten hatte das Jahr 2020 noch ein besonderes astronomisches Schmankerl zu bieten: die beiden größten Planeten unseres Sonnensystems - Jupiter und Saturn - in Konjunktion. Alle 20 Jahre überholt Jupiter den weiter entfernten Saturn auf der Innenbahn. Dabei kommen sich die Planeten zumindest optisch besonders nah. Den geringsten Abstand von lediglich 6,1 Bogenminuten erreichen sie am 21. Dezember um 19.21 Uhr MEZ. Das ist so nahe, dass man die Planeten selbst bei 150-facher Vergrößerung noch gemeinsam im Teleskop sehen kann. Tatsächlich aber ist Jupiter 886 Millionen und Saturn 1.620 Milliarden Kilometer - also doppelt so weit - von der Erde entfernt.
Mit freiem Auge erscheinen die beiden Planeten beinahe wie ein einziger heller Stern. Eine ähnlich enge Begegnung wird es erst wieder im Jahr 2080 geben.
Anstelle eines Kometen könnte es sich beim Stern von Bethlehem übrigens ebenfalls um eine sehr enge Jupiter-Saturn-Konjunktion oder ein Zusammentreffen von Jupiter und Venus gehandelt haben.
20.12.2020, Vorderstoder (OÖ) - Canon EOS 6D, 85 mm EF-Objektiv
Leider waren die Wetterbedingungen in den Tagen rund um die Konjunktion alles andere als vielversprechend (Dauernebel in den Niederungen). Die Hoffnung auf eine visuelle Beobachtung am Tag der maximalen Annäherung hatte ich bereits aufgegeben, und so versuchte ich mein Glück am Tag davor in höheren Lagen. Ich fuhr nach Vorderstoder, wo ich zum ersten mal seit Tagen wieder blauen Himmel sah. Glücklicherweise fand ich auch auf Anhieb einen passenden Beobachtungsplatz, der mir den nötigen freien Blick nach Südwesten ermöglichte.
Zu Beginn sah ich erstmal nur den Mond. Ich nutzte die Gelegenheit für ein Testfoto mit der EOS 650D, die ich mittels T2-Adapter am kleinen 70/400 mm Celestron Refraktor montiert habe.
20.12.2020, Vorderstoder (OÖ) - Canon EOS 650D, 70/400mm Refraktor
Um ca. 16:50 Uhr konnte ich die Planeten am Südwest-Horizont entdecken. Saturn befindet sich knapp oberhalb des helleren Jupiter.
20.12.2020, Vorderstoder (OÖ) - Canon EOS 6D, 85mm EF-Objektiv
Mit zunehmender Dämmerung strahlte das Planetenpaar immer heller, näherte sich aber gleichzeitig bereits dem Horizont. Ein paar Wolken drohten die Beobachtung zu stören, blieben letztendlich aber harmlos. Ich hatte Glück und konnte die Planeten bis 18:15 Uhr sehen, bevor sie hinter den Bergen verschwanden.
Wie nahe sich Jupiter und Saturn kamen, verdeutlicht diese Gegenüberstellung der Planetenkonjunktion mit der zunehmenden Mondsichel. Die Bilder wurden mit der selben Optik (70/400 mm Refraktor) gemacht.
Während der Beobachtung befanden sich drei der vier großen Jupitermonde nordwestlich des Planeten. Zumindest dachte ich das! Denn als ich im Nachhinein die Jupitermonde mithilfe der Planetariumssoftware "Stellarium" bestimmen wollte, stellte ich zu meiner Überraschung fest, das dem nicht so war. Der vermeintlich äußerste Jupitermond war gar kein Mond, sondern ein Stern! Bei dem "Fake-Mond" handelte es sich um den 7,45 mag hellen Stern "HIP 99314" der sich zum Aufnahmezeitpunkt exakt auf einer Ebene mit den anderen Jupitermonden befand.
Wie die Stellarium-Grafik zeigt, stand der Jupitermond "Io" zu nah beim Planeten, um ihn visuell oder am Foto ausmachen zu können. Dafür kann man aber den Saturnmond "Titan" eindeutig als schwachen Lichtpunkt am Foto erkennen.
Nachdem Jupiter und Saturn untergegangen waren, nahm ich mir noch etwas Zeit um die vom Mondlicht erhellte Winterlandschaft und den schönen Sternenhimmel mit der Wintermilchstraße zu genießen.
Im Nordosten stehen die Plejaden und Hyaden bereits hoch am Himmel, gefolgt von Orion, der gerade erst am Horizont auftaucht. Der helle Mars befindet sich bereits am höchsten Punkt seiner Bahn.
Am Montag, den 21.12., dem Tag der größten Annäherung der beiden Planeten, hatte ich dann doch noch unerwartetes Glück! Nachdem es den ganzen Tag lang bewölkt und nebelig war, riss die Wolkendecke gegen Abend stellenweise auf. Und so konnte ich, wenn auch nur sehr kurz, einen Blick auf die enge Planetenkonstellation werfen. Mir gelang lediglich ein einziges Foto, bevor Jupiter und Saturn hinter dichten Wolken verschwanden. Aber immerhin!
Hier das Beweisfoto, aufgenommen um 17:18 Uhr:
21.12.2020, Leonding (OÖ) - Canon EOS 6D, 85mm EF-Objektiv
Am letzten Tag des Jahres 2020, exakt 10 Tage nach ihrer maximalen Annäherung am 21.12. zeigten sich Jupiter und Saturn nochmal schön in der Abenddämmerung. Mit diesem letzten Bild der beiden Planeten, aufgenommen am 31.12. um 17:20 Uhr, endet mein Bericht zur Jupiter-Saturn-Konjunktion 2020.
31.12.2020, Leonding (OÖ) - Canon EOS 6D, 85mm EF-Objektiv, 50% Bildausschnitt
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